aller Munde Gastrokenner

Herr Kutschera, als erstes möchten wir wissen, wie viele Restaurants Sie mittlerwei- le besucht haben und ob Sie als Gastro-Kenner im Auftrag des Schaumburger Wochen- blatts erkannt werden? Seit dem Start unserer Rei- se haben wir 19 Restaurants besucht und wurden zweimal erkannt, allerdings erst nach dem Essen, wahrscheinlich weil wir immer so viel bestel- len, um einen besseren Über- blick zu bekommen. Welche aktuellen T rends be- obachten Sie in der Gastro- nomieszene des Landkreises Schaumburg? Als großer Fan der Landhaus- küche freue ich mich, dass viele Gastronomen ihre Stär- ken erkannt haben und die Herausforderungen meistern, ohne sich zu verbiegen. Sehen Sie Entwicklungspo- tenzial bei den regionalen Speisekarten? Ich denke, der vegetarische Bereich sollte deutlich ausge- baut werden, um auch Fleischessern gute Ar- gumente zu liefern, nicht allein Essen gehen zu müssen. Der T rend, auch bei Fleischliebhabern ge- legentlich fleischlos zu bleiben, nimmt zu. Wie gehen Sie mit Kritikern um, die Ihre Einschätzungen nicht nachvollziehen kön- nen? Bis jetzt durfte ich mit allen sprechen, entweder am Abend oder kurz nach dem Besuch. Ohne Rücksprache haben wir keinen Bericht veröffentlicht, aber wir lassen die Berich- te nicht Korrektur lesen. Wir schildern Eindrücke, die Gäs- te machen. Wenn es mal ganz furchtbar ist, kommen wir ein zweites Mal, um es erneut auszuprobieren. Letztendlich merkt man am Gästeaufkom- men, wo gut gearbeitet wird. Können Sie ein Fazit der be- suchten Restaurants und deren aktuellen Herausforde- rungen ziehen? Ein klares Fazit möchte ich nicht ziehen, da es große Un- terschiede gibt. Die überbor- dende Bürokratie lässt kaum Spielraum; vieles muss erfasst und dokumentiert werden. Aus der Küche haben viele Restau- rants aber verstanden, worauf es ankommt. Wie hat die COVID-19-Pan- demie Ihrer Meinung nach nachhaltig die Restaurants in unserer Region beeinflusst? Gemessen an der Aufgeregt- heit während der Pandemie ist sie heute abgehakt. Kluge Gas- tronomen haben während der Pandemie mehr verdient als je zuvor, haben renoviert und sich auf danach vorbereitet, während andere gejammert haben. Wie nutzen die Restaurants in Schaumburg mittlerweile Online-Reservierungen? Die kaum vorhandene Mög- lichkeit, online zu reservieren, stößt häufig auf Ablehnung, wodurch Restaurants viele Gäste verlieren, die sie nicht wahrnehmen. Welche Herausforderungen sehen Sie bei der Personalsu- che in der lokalen Gastrono- mie? Die Personalknappheit ist ein großes Thema, das wir nicht wegdiskutieren können. Es ist wichtig, die eigenen Mitarbei- ter bestmöglich zu behandeln. Aushilfskräfte können oft erfri- schender und weniger genervt sein als festangestellte Kellner. Es mangelt an Nachwuchs im Handwerk, was auch teils an den Eltern liegt, die Hand- werksberufe verachten. Was sollte die Politik tun, um die Gastronomie zu unter- stützen? Die Mehrwertsteuer ist der- zeit das Hauptthema. Ein de- signierter Kanzler verspricht, den Satz auf sieben Prozent zu senken, was den überfälligen Investitionen helfen würde. Auch das Arbeitszeitgesetz müsste Ausnahmen für Ver- anstaltungen zulassen, da es Gastronomie schwer macht, wenn die Feier länger dauert. Wie sehen Sie die Zukunft der Schaumburger Gastrono- mie? Ich sehe sie sehr positiv. Wenn Gastronomie Kritik nutzt, um sich zu verbessern, anstatt sich darüber aufzuregen, sollte es weiterhin gut laufen. Was empfehlen Sie Gastro- nomiebetrieben, die neu er- öffnen? Zu Beginn sind die Menschen in der Nähe neugierig und be- suchen den neuen Laden. Aber nach der ersten Euphorie folgt eine Zeit der Abkühlung, nicht wegen der Leistung, sondern weil das Interesse nachlässt. Werbung in sozialen Medien wird dann wichtiger, um das Einzugsgebiet zu erweitern. Wenn diese Phase erfolgreich begonnen wird, heißt es, auf dem gelernten Niveau zu blei- ben oder sich stetig zu verbes- sern. Was ist Ihr Ansporn für diese Gastroreise? Ich möchte helfen, der Gastro- nomie die gebotene Aufmerk- samkeit zu verschaffen. Ähn- lich wie ein Schiedsrichter, der oft unbeliebt ist, möchte ich Eindrücke der Gäste schilden. Lob ist dabei zwar selten, den- noch liebe ich meinen Job. Gastrokenner und Genießer Wer ist eigentlich Gastratgeber Christian Kutschera? Mit freundlicher Unterstützung von: Showroom | Osterkamp 7 | 31542 Bad Nenndorf | MoFr 1018 Uhr Industriestraße 3 | 31655 Stadthagen | T el. 0 57 21 / 92 92 93 Gelldorfer Weg 46 31683 Obernkirchen T el. 0 57 24 / 39 60 moebelholtmann.de In aller Munde IM GESPRÄCH MIT CHRISTIAN KUTSCHERA Mehr aus dieser Serie... ... finden Sie unter: www.schaumburger- wochenblatt.de/im Christian Kutschera, ein Gastronomie- Pionier. Ausbildung im Schweizer Hof Hannover. Erster Schritt: Einkaufsleiter im Mövenpick Hotel. Wechsel in die Handelsgastronomie bei Horten als Restau- rantchef. Betriebsdirektor im Marché Stuttgart in den 90ern. Wechsel zu Globus mit 45 Restaurants, 1000 Mitarbeiter. 2002 Start bei einer Sushi-Kette in Frankfurt. Rückkehr zu Globus für Innovationen in Feinkostabteilungen. Eventlokation im Bergischen Land erfolgreich restrukturiert. Viele weitere ähnliche Projekte bundesweit. Ehrenamtliches Engagement im Leaders Club Deutschland. Individuelle Beratun- gen helfen Gastrono- men, neue Wege zu finden. Erfolgreiche gastronomische Serie In aller Munde ins Leben gerufen. So entstand die Idee Vor zwei Jahren hat der Herausgeber des Schaumburger Wochenblatts angefragt, ob man nicht gemeinsam eine Serie über die Gastronomie im Schaumburger Land ins Leben rufen könnte. Gut lesbar, unterhaltsam, ein bisschen po- litisch und ehrlich sollte es sein. Gesagt ge- tan wurde in einer ganze Reihe Redaktions- sitzungen In aller Munde geboren und von der Leserschaft sehr begrüßt, wie uns das Feedback beweist. Christian Kutschera möchte die gelegentlichen Kritiken genauso als Ansporn verstehen, wie auch die meist positiven Berichte die fl eißigen Gastronomen ermuntern sollen so mutig und einfallsreich weiterzu machen wie bisher. Der Restaurant T est Über Christian Kutschera